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27.01.2023

Stadt und Schule prüfen Möglichkeiten der Kinderbetreuung

Dass die ausserschulische Kinderbetreuung ein Problem darstellt, ist nicht neu. Erst kürzlich ist beim Stadtrat eine Petition eingereicht worden, die Stadt und Schule ersucht, baldmöglichst eine Lösung zu präsentieren.


Michael Stäheli, Präsident der VSG und Stadtrat Richard Hungerbühler informieren über das weitere Vorgehen bezüglich ausserschulischer Betreuung.

Bericht: "amriswil.info" 27.01.2023 - Tamara Schäpper

Das Thema ausserschulische Kinderbetreuung sorgte vor dem Jahreswechsel zu mehreren Rückmeldungen von Eltern bei der Stadt- sowie der Schulverwaltung. Dafür verantwortlich waren zwei Themenkreise. Einerseits war es der Umstand, dass das Kinderhaus Floh aus personellen Gründen nicht mehr in der Lage ist, die Kindergarten-Kinder auf ihrem Weg in den Kindergarten zu betreuen (siehe amriswil. info vom 20. Mai 2022). Andererseits hat eine im November angekündigte Veränderung des Betreuungsangebots des Kinderhauses die Eltern aufhorchen lassen. Demnach muss das Kinderhaus Floh ab Beginn des neuen Schuljahres den Fokus der betreuten Kinder wieder auf das Alter ab drei Monate bis Ende des zweiten Kindergartenjahres legen. Grund dafür ist, dass es sich bei der Gruppe «Zauberflöhe Gross» um ein befristetes und durch die kantonale Amtsstelle um ein nur für ein Jahr bewilligtes Projekt handelt. Schulkinder ab der 1. Klasse können demnach ab dem 1. August 2023 nicht mehr durch das Kinderhaus Floh betreut werden. Die Befristung des Projekts wurde den Eltern schon im Juni 2022 kommuniziert. Nach und nach kamen gegen Ende Jahr nun Reaktionen der Eltern auf dieses Schreiben.

Kindergarten-Begleitung liegt nicht drin

Neben der Änderung im Betreuungsangebot war es vor allem die wegfallende Wegbegleitung in den Kindergarten, welche Eltern aufhorchen liess. Die Begleitung der Kindergartenkinder vom Kinderhaus Floh zur Schule und zurück war bisher eine vom Kinderhaus freiwillig erbrachte Leistung, die nicht bezahlt werden musste. Aus personellen Gründen kann diese Leistung jetzt nicht mehr erbracht werden.

Auch der Mittagstisch fällt weg

Amriswil wächst stark und damit auch die Anzahl der zu betreuenden Kinder. Dadurch kann im Kinderhaus Floh auch der Mittagstisch für Schulkinder nicht mehr länger angeboten werden, weil die Plätze von jüngeren Kindern benötigt werden und auch dieses Projekt auf ein Jahr befristet war.

Eltern sollen Arbeiten gehen können

Die ausserfamiliäre Kinderbetreuung wirft bei zahlreichen Eltern Fragen auf. So befürchten etliche Mütter, ihre Arbeitsstelle kündigen zu müssen, weil die bis anhin funktionierende Kinderbetreuung nicht mehr sichergestellt ist. In Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels wäre dies eine prekäre Entwicklung. Aus Sicht des Stadtrates und der Schulbehörde muss das ausserschulische Betreuungsangebot deshalb dringend ausgebaut werden, da auch die Tagesschule NOSTRA an ihre Kapazitätsgrenzen stösst. Die Schulbehörde hat für dieses Projekt die Leitung übernommen und führt zurzeit eine Bedarfserhebung bei allen Eltern mit schulpflichtigen Kindern durch. Die Stadt wird den Ausbau mitfinanzieren. Es ist unbestritten, dass ein Ausbau des aktuell bestehenden Angebots angestrebt werden muss.

Eine Versorgungslücke für Schulkinder

Fakt ist, das Kinderhaus Floh kann ab August keine Schulkinder mehr aufnehmen und die Tagesschule NOSTRA stösst an ihre Grenzen. Neben diesen Institutionen gibt es derzeit noch den Mittagstisch der politischen Gemeinde Hefenhofen, die Mittagstische in Mühlebach und Oberaach der VSG sowie private Kindertagesstätten in Hatswil und das Chälbliland. Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter stellen eine «Versorgungslücke» im Angebot der schul- und familienergänzenden Betreuung im Raum Amriswil fest. Das vorhandene Angebot vermag den zunehmenden Bedarf nicht mehr abzudecken. Grundsätzlich liegt die Zuständigkeit für die familienergänzende Kinderbetreuung bei den politischen Gemeinden. Das entsprechende Gesetz besagt aber auch, dass die politischen Gemeinden und die Schulgemeinden in diesem Bereich zusammenarbeiten müssen. Als Gemeinwesen ist es demnach eine Aufgabe beider Organisationen, die Versorgungslücke zeitnah zu schliessen.

Eine Übergangslösung ab Sommer 2023

Der Stadtrat und die Schulbehörde haben übereinstimmend bekräftigt, dass das Angebot an schul- und familienergänzender Betreuung weiter aus- bzw. aufgebaut werden muss. Dafür hat die Schulbehörde eine neue Teilzeit-Stelle «Leitung Tagesstrukturen» geschaffen und mit Janine Klingenstein besetzt, die bisher die Tagesschule NOSTRA führte. Damit Klingenstein Zeit für ihre neue Aufgabe hat, reduziert sie ihr Pensum bei der Tagesschule und es wird eine neue Co-Leitung installiert. Im Sinne von Sofortmassnahmen muss nun abgeklärt werden, an welchen Schulstandorten welche Bedürfnisse bestehen und wo ab Sommer 2023 Mittagstische und Randzeitenbetreuungen realisiert werden können. Der Vorschlag von Schulpräsident Michael Stäheli, wonach die Schulgemeinde Vorleistungen für den Aufbau von provisorischen Tagesschulstrukturen erbringt, wurde vom Stadtrat dankend unterstützt. Weiter zeigt sich der Stadtrat bereit, für die schul- und familienergänzende Kinderbetreuung Kosten zu Lasten der Stadtkasse zu übernehmen. Ziel dieser Bemühungen ist es, ab August 2023 zusätzliche Betreuungsangebote für schulpflichtige Kinder anbieten zu können. In einer ersten Phase im Sinne einer Übergangslösung.

Petitionäre fordern eine schnelle Lösung

Ende letztes Jahr ist bei der Stadtkanzlei eine Petition mit dem Titel «Mehr Kinderbetreuung in Amriswil ab Sommer 2023» eingetroffen. In der von 18 Personen unterzeichneten Petition wird erwähnt, dass die Streichung der Wegbegleitung für die Kindergartenkinder, die Erhöhung der Betreuungstarife ab 1. April 2023 und die ersatzlose Streichung der Schülerbetreuung nicht akzeptiert werden können. Die Petitionäre erwarten, dass die Wegbegleitung für die Kindergartenkinder per sofort wieder gewährleistet wird, die Tariferhöhung im Kinderhaus Floh erst per 1. August 2023 in Kraft tritt und eine Lösung für die Kinderbetreuung gefunden wird. Was Letzteres betrifft, soll während der Schulzeit eine tägliche Betreuung von 6.30 bis 8.15 Uhr, mittags von 11.45 bis 13.15 Uhr und nachmittags von 13.15 bis 18 Uhr angeboten werden. Zudem wird eine tägliche Ferienbetreuung von 6.30 bis 18 Uhr sowie eine zentral gelegene Betreuung, welche in einem zumutbaren Radius zwischen Schule und Wohnort liegt, gewünscht. Das Schreiben bringt somit genau jene Themen zur Sprache, die der Stadtrat schon diskutiert hat. Für ihn ist es unbestritten, dass ein Ausbau des aktuell bestehenden Angebots angestrebt werden muss. Eltern betroffener Kinder werden möglichst frühzeitig eine Information erhalten, wie es ab Sommer 2023 weitergeht.

Gebührenerhöhung im Kinderhaus

Wie Stadtrat Richard Hungerbühler als Präsident des Vereins Kinderhaus Floh erklärt, ist die letzte Gebührenerhöhung vor fünf Jahren erfolgt. Zwischenzeitlich hat die Stadt Amriswil ihren Beitrag massiv erhöht und damit den Betrieb sichergestellt. Bis ins Jahr 2020 hat die Stadt rund 90'000 Franken pro Jahr an das Kinderhaus bezahlt. Seit 2021 sind es rund 210'000 Franken. Die per Anfang April geplante Tariferhöhung ist aus Sicht des Stadtrates als moderat zu bezeichnen, haben doch die umliegenden Kindertagesstätten schon heute höhere Beiträge. Den Petitionären, welche die Erhöhung der Tarife bis im Sommer hinauszögern wollen, entgegnet der Stadtrat, dass die Erhöhung ab April wie geplant durchgeführt wird. «Per 1. April erfolgt keinerlei Leistungsabbau, da dann zwar die Wegbegleitung in den Kindergarten endet, diese aber nie Bestandteil des entgeltlichen Angebots war. Also kann dies auch nicht als Leistungsreduktion betrachtet werden», so Hungerbühler. Nachdem die Stadt ihr finanzielles Engagement für das Kinderhaus massiv erhöht hat, sei es nun an der Zeit, auch die Beiträge der Eltern anzupassen.