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28.01.2023

«Müssten ‹Nostra› nicht betreiben»

Die Nachfrage nach familienergänzender Betreuung in Amriswil ist grösser als das Angebot. Das schafft Probleme.


Schulpräsident Michael Stäheli-Engel diskutiert mit Stadtrat Richard Hungerbühler die familienergänzenden Angebote. Bild: Manuel Nagel

Bericht: Thurgauer Zeitung online: 28.01.2023 / Manuel Nagel

Michael Stäheli-Engel sagt es unmissverständlich: «Die Volksschulgemeinde muss keine Tagesschulstrukturen anbieten. Schul- und familienergänzende Betreuung ist Sache der Gemeinde. Wir könnten die Tagesschule Nostra schliessen, wenn wir sie nicht mehr vermögen würden – wobei das die Situation verschlimmern und nicht verbessern würde.»

Die Situation ist tatsächlich prekär, denn ab Sommer 2023 wissen einige Eltern nicht, wie sie ihr Kind unterbringen können, weil das Kinderhaus Floh keine Primarschulkinder mehr betreut und auch «Nostra» ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Das hat mit dazu geführt, dass 18 Eltern bei der Stadt eine Petition eingereicht haben («Thurgauer Zeitung» vom 27. Januar).

Um diese Versorgungslücke zu schliessen, haben Stadt und Schule eine Arbeitsgruppe eingesetzt. «Die beiden Körperschaften sind sich einig, dass es sinnvoll ist, wenn bei der Schule Kapazitäten aufgebaut werden und der Lead deshalb bei der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri liegt, obwohl eigentlich die politische Gemeinde zuständig ist», sagt Richard Hungerbühler, der im Stadtrat von Amriswil das Ressort Kinder, Jugend und Familien innehat.

Wohnhaft auf der Egg, aber in Sommeri zur Schule

Die Herausforderungen, wie sie Michael Stäheli bezeichnet, seien gross. Man könne heute nicht mehr vom Wohnort eines Kindes auf die Betreuungssituation schliessen, sagt er und bringt ein Beispiel: So könne es sein, dass ein Knabe, der auf der Egg lebe, eine Tagesmutter in Sommeri habe. «Also teilen wir ihn dort im Schulhaus ein und nicht im Oberfeld oder in Hemmerswil.» Das sei aber auch sehr komplex, weil sich Betreuungssituationen schnell wieder ändern können.

Richard Hungerbühler, Präsident des Kinderhauses Floh, hat ein anderes Beispiel parat: So achte man etwa darauf, dass ein Kindergartenkind, das im «Floh» betreut werde, auch in der Nähe beschult werde, etwa im Kindergarten Park. Das in Mühlebach wohnende Mädchen habe nun an den drei Tagen, an denen es im Floh sei, einen kurzen Schulweg, aber an den zwei Tagen, an denen es zu Hause sei, einen umso längeren Weg.

Es sind fiktive Beispiele, die aber Realität sein könnten und aufzeigen, wie schwierig die Zuteilung für die Schulverwaltung geworden ist. Das führt auch teilweise zu Unverständnis bei speziellen Situationen.

Ehrgeiziger Zeitplan: VSG will im April informieren

So würden zum Beispiel Kinder jener Eltern, die neun oder mehr Module bei der «Nostra» gebucht haben, auch gleich an der Nordstrasse zur Schule gehen. Das führe wiederum zu Fällen, dass Kinder, die in der Nähe des Schulhauses Nordstrasse wohnen, in ein anderes Schulhaus eingeteilt werden müssen, weil an der Nordstrasse der Schulraum knapp geworden sei, sagt Schulpräsident Michael Stäheli.

All diese teils schwer verständlichen Fälle könnte man lösen, wenn an jedem Schulstandort Tagesschulstrukturen bestehen würden. Stäheli sagt, dass man bei sämtlichen aktuellen Bauprojekten in Hemmerswil, Sommeri und Sonnenberg beim Raumprogramm auch bereits an Tagesschulstrukturen denke. Doch bis dahin vergehen noch mehrere Jahre.

Es braucht aber bereits ab Sommer 2023 Lösungen. Doch der Schulpräsident stellt klar, dass man bis dann keine optimalen Lösungen und schon gar nicht an allen Standorten der VSG anbieten könne. Um den Bedarf nach Betreuung zu ermitteln, hat die Schule diese Woche allen Eltern, deren Kinder ab nächsten Sommer in den Kindergarten oder zur Schule gehen, einen Fragebogen abgegeben, der bis zum 10. Februar ausgefüllt werden soll. Ziel sei es, so Stäheli, dass man im April die Eltern informieren könne, welche Lösungen ab Sommer möglich sind. «Es ist ein ehrgeiziger Zeitplan», dessen ist sich der Schulpräsident bewusst.